Gaius Valerius Catullus

Catullus, C. Valerius, deutsch: Catull, geboren 87 oder 84 v. Chr. in Verona, gestorben wohl 54 v. Chr., römischer Lyriker aus einer begüterten Familie, lebte in Rom als Mittelpunkt eines Geselligkeit und Freundschaft pflegenden, bohemehaften Dichterkreises, der bedeutendste der Neoteriker (»Junge«, »Moderne«). Sein Werk umfasst 116 Gedichte: 1-60 kleinere in lyrischen Versmaßen, 61-68 größere, sog. hellenistische Gedichte, in denen er sich alexandrinische Dichter zum Vorbild nahm (64: Kleinepos auf die Hochzeit von Peleus und Thetis; 66: Übersetzung eines Gedichtes von Kallimachos auf die Locke der Berenike); 69-116 Epigramme in elegischen Distichen. Die Thematik der Gedichte berührt mannigfaltige Lebensbereiche: Tageserlebnisse, Preis von Freunden und ihren Werken, der Catull schmerzlich treffende Tod seines Bruders, Feindschaft (u. a. heftige Angriffe auf Nebenbuhler, auf Cäsar und seine habgierigen Anhänger, z. B. den Offizier Mamurra). Die Liebe zu Clodia (in Catulls Gedichten "Lesbia" genannt), der verheirateten, schönen, aber leichtfertigen Schwester des Volkstribunen Clodius, mit Glück, Eifersucht, Zerwürfnis, Versöhnung und endgültigem Bruch besingt Catull in zahlreichen Gedichten, die in der römischen Literatur einzigartig sind. Vorzüglich ist auch die lateinische Nachdichtung der Sappho. Schlichte Natürlichkeit, Frische, echte, leidenschaftliche Empfindung, Anmut und Zartheit, aber auch Derbheit, Schonungslosigkeit und maßlose Schärfe im Angriff sind in Catulls Werk verbunden mit der Formkunst des Hellenismus. Lessing, Mörike u. a. zeigen sich von Catull beeinflusst. Orff hat Gedichte Catulls für eine musikalische Bearbeitung verwendet (Catulli carmina).