Quintus Horatius Flaccus

Horatius Flaccus, Q., deutsch: Horaz, geboren 8.12.65 v. Chr. in Venusia/Apulien, gestorben 27.11.8 v. Chr., römischer Lyriker, Sohn eines Freigelassenen (Steuereinnehmers), genoss in Rom und Athen, wo ihn die Begegnung mit griechischer Literatur, Philosophie und Kunst nachhaltig prägte, eine sorgfältige Ausbildung. Am Bürgerkrieg nahm er als Militärtribun auf der Seite der Cäsarmörder an der Schlacht von Philippi (42) teil. Nach Enteignung seines Besitzes zugunsten landloser Veteranen fristete er, enttäuscht und pessimistisch, sein Leben als Schreiber im Staatsdienst. Nebenbei dichtete er Epoden, auch Jamben genannt, aus denen teils wegen der politischen Erlebnisse (andauernder Bürgerkrieg) Verzweiflung und Resignation (Aufforderung, auf die Inseln der Seligen auszuwandern), aber auch Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft (Mahnung zu Eintracht und Frieden) sprechen. Archilochos ist sein Vorbild in den meist Typisches angreifenden Epoden. Von Vergil wurde Horaz 38 bei Maecenas eingeführt. Durch das Geschenk eines sabin-ischen Landgutes ermöglichte dieser ihm, sich sorgenfrei seiner Dichtung zu widmen. Beide verband eine bis zum Tode währende Freundschaft. Mit seiner wirtschaftlichen Sicherstellung und durch seine Nähe zu Maecenas und Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, wandelte sich seine Haltung dem Leben gegenüber zu Hoffnung auf Besserung und allmählichen Anerkennung und Bejahung der sich herausbildenden Monarchie. Zwischen 41 und 30 schrieb Horaz 2 Bücher Satiren in Hexametern, auch "Sermones" (Plaudereien) genannt. An Lucilius anknüpfend, ohne scharfen Angriff, aber kritisch und selbstkritisch und mit Takt und Sinn für das Rechte, greift er soziale und philosophische Fragen auf, schildert er menschliche Verkehrtheiten und Schwächen und zeigt sich darin als ein Meister der scharf beobachtenden, witzigen Charakterzeichnung und vollendeter Situationsschilderung. In den Jahren 20 und 13 erschienen 2 Bücher "Epistulae" (Briefe) in Hexametern, die ähnliche Themen wie die Satiren behandeln. Das Autobiographische tritt stärker hervor (Selbsterziehung, Philosophie als Lebenshilfe, Wahrung eigener Lebensführung und -formen); der als "ars poetica" (Dichtkunst) berühmte Brief behandelt Wesen und Aufgaben der Dichtkunst. Mit seinen 4 Büchern Oden, auch "Carmina" (Lieder) genannt (Buch 1-3 23 veröffentlicht; Buch 4 17-13 entstanden), bürgerte Horaz das aiolische Lied von Alkaios und Sappho in Rom ein. Themen der in kunstvollen Maßen gehaltenen Gedichte sind Liebe, Geselligkeit, Wein und Freundschaft, Dichtkunst und Götterwelt. Viele dieser Gedichte, besonders die sog. Römeroden des 3. Buches, das "Carmen saeculare" (Festlied für die Säkularfeier des Jahres 17) und die Gedichte des 4. Buches verherrlichen Augustus, seine Familie und seine Politik. Horaz lehnte aber eine feste Stellung beim Kaiser ab, weil er unabhängig bleiben wollte. Das Erlebnis des Friedens, wachsenden Wohlstandes und Aufblühens des Imperiums Romanum unter Augustus machen den Gesinnungswandel zu ehrlichem Bekenntnis wahrscheinlich, obwohl Spannungen zwischen persönlichem und politischem Bereich noch umstritten sind. Die Gedichte spiegeln die Abkehr des Dichters von den Neoterikern und deren unverbindlichen Lebensformen und zeugen von dem Verantwortungsbewusstsein des Dichters als berufenen Vertreters, Lehrers und Mahners seines Volkes. Das Werk des Dichters, der bald "Schulautor" wurde, ist ganz erhalten. Sprachdisziplin, -kunst und dichterische Kraft, Bildhaftigkeit und Symbolcharakter seiner Dichtung machten den Dichter zum Vorbild lyrischen Schaffens in Europa. Seine Werke wurden in alle Weltsprachen übersetzt.