In 54 Minuten durch das Münster
Schüler eines P-Seminars haben einen Audioguide zu einem Ingolstädter Wahrzeichen entworfen Wer schon immer einmal wissen wollte, warum im Ingolstädter Münster Mitglieder der Wittelsbacher begraben sind und was diese Kirche mit der Reformation zu tun hat, für den gibt es jetzt eine moderne Variante der Kirchenführung: einen Audioguide für Smartphones. Schülerinnen und Schüler des Katharinen-Gymnasiums haben diesen kostenlosen Hörführer konzipiert, der die kunst- und geschichtsinteressierten Besucher zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten dieses größten Gotteshauses in Ingolstadt führen soll. Knapp ein Jahr lang haben die acht Schüler der Oberstufe des Katharinen-Gymnasiums im Rahmen eines P-Seminars im Fach Katholische Religionslehre an diesem Audioguide gearbeitet. Ausgangspunkt für die Erstellung dieses Audioguides war dabei eine Art „Informationslücke“: „Es gibt über das Münster jede Menge Bücher und Führer in unterschiedlicher Länge“, sagt Regina Graf, Religionslehrerin am „Katherl“ und Betreuerin dieses Projekts. „Wer aber eine schnelle und moderne Art der Kirchenführung wie etwa einen Audioguide sucht, wurde bisher nicht fündig“, verrät die Oberstudienrätin. Diese Lücke wollen die Schüler nun mit ihrem Führer füllen. Herausgekommen bei diesem Projekt sind letztendlich 16 Tondateien, die den Besucher sowohl über die Baugeschichte als auch über wichtige Einrichtungsgegenstände informieren. Neben vielen kunsthistorischen Details und kirchengeschichtlichen Ausführungen lassen sich dabei auch scheinbar interessante Nebensächlichkeiten entdecken: Wem zum Beispiel heute der Begriff Münster recht schnell über die Lippen kommt, der ist sich meistens nicht bewusst, dass diese Bezeichnung im Vergleich zur langen Geschichte dieses Gotteshauses noch recht jungen Datums ist: „Im Jahr 1947, also zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, verfügte Bischof Michael Rackl von Eichstätt, der Kirche den Titel Münster zu verleihen“, hört man etwa im Kapitel zur Baugeschichte. Zuvor – und die älteren Schanzer werden sich vielleicht noch daran erinnern – wurde die Kirche „Ober Pfarr“ genannt. Der Führer deckt das Spektrum der wichtigsten Sehenswürdigkeiten außen und innen ab: Begonnen beim eindrucksvollen Brautportal und den vielen Seitenkapellen über das mächtige Chorgestühl und die beiden Orgeln bis hin zum farbenfrohen Verkündigungsfenster und dem berühmten Bronzeepitaph für Johannes Eck kann man innerhalb einer knappen Stunde zum kleinen Experten für das Münster werden. Selbstverständlich darf bei den Erklärungen auch das Bildnis der „Dreimal Wunderbaren Mutter“ nicht fehlen. Ein Interview mit Münsterpfarrer, Dekan Bernhard Oswald, und Münstermesner Wolfgang Geiger rundet die Führung ab. Wem der Rundgang mit allen Hörbeiträgen zu lange dauert, der kann auch eine vorgeschlagene Kurzvariante wählen. Es versteht sich von selbst, dass ein derart ambitioniertes Projekt nicht von den Schülern alleine gestemmt werden konnte. „Ziel eines schulischen P-Seminars ist es auch, Kooperationen mit externen Partnern zu knüpfen“, verrät die betreuende Lehrerin. So haben sich die Schüler schon bald Hilfe bei Manfred Redler geholt: Der ehemalige Grundschulkonrektor, der vielen Ingolstädtern als engagierter Führer in der Reihe „Kunst im Münster“ bekannt ist, stand schon als junger Ministrant im Münster und kennt in diesem Gotteshaus aufgrund seiner vielen Führungen wohl mittlerweile jeden einzelnen Stein. Er hat den Schülern bei einer ausführlichen Begehung das Münster nähergebracht und auch die Erarbeitung der Texte in inhaltlicher Hinsicht mitbetreut. Vor dem Einsprechen der Texte im Tonstudio des Radiosenders K1 in Eichstätt erteilte Radiojournalist Bernhard Löhlein den Schülern einen Crashkurs zum Thema Satzbau und Sprechweise im Hörfunk. Und auch für die technische Umsetzung holten sich die Schüler einen Experten ins Boot: Christopher Wittmann (21), der an der TH Ingolstadt im fünften Semester User Experience Design studiert und nebenbei auch schon als selbstständiger Programmierer arbeitet, ertüftelte in Kooperation mit den Schülern die Smartphone-Oberfläche. Von ihm lernten die Schüler beispielsweise auch, was man unter einem Moodboard versteht. „Die dominierende Farbe bei unserem Audioguide ist ein helles Grün. Wir wollen damit eine Stimmung von Frühling und Frische erwecken“, erklärt Wittmann die Farbgestaltung. Zum Abschluss der Arbeiten in dieser Woche zeigten sich die Schüler äußerst beeindruckt von ihrem Produkt: „Am meisten gefallen hat mir, an den Texten zu feilen und sie danach in einem Tonstudio einzusprechen“, sagt etwa Carolin Ziegler. Auf die Zusammenarbeit in der Gruppe war Lara Bogenberger besonders stolz: „Ich habe gespürt, dass ein derartiges Projekt nur funktioniert, wenn alle etwas dazu beitragen.“ Und Markus Beyer, der selbst Ministrant im Münster ist, gibt unumwunden als Lernergebnis für sein späteres Berufsleben zu: „Wir haben gelernt, die richtigen Kontakte zu knüpfen.“ Er habe sich schon immer für das Münster interessiert, aber jetzt wisse er noch mehr Details dazu. Der Audioguide ist ab sofort online und kann als App heruntergeladen werden. Wenn man also in Zukunft Menschen mit Kopfhörer und Smartphone durch das Münster schlendern sieht, müssen das nicht unbedingt blasphemische Kunstbanausen sein. Der Audioguide steht unter dem Titel „Audioguide für das Münster in Ingolstadt“ zum kostenlosen Download im Google-Play-Store zur Verfügung. Es wird empfohlen, für die Führung Kopfhörer mitzubringen. Auf Flyern, die im Münster ausliegen, ist zudem ein QR-Code für die schnelle Titelsuche abgedruckt.
(aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, 82. Jahrgang, Nr. 7)